Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben. ‒ Kurt Tucholsky
Übersee-Ziele wie die Karibik und die traumhaften Strände, Lateinamerika und die Früchte, Thailand und das kulinarische Essen, Afrika und die Tiere so wie viele weitere wecken mein Fernweh. Kennt ihr auch diese Neugier, die Welt zu entdecken, zu erkunden, von anderen Kulturen zu lernen und den Horizont zu erweitern? Das klingt sehr verlockend und weckt meine Reiselust. Am liebsten würde ich statt diesen Beitrag zu verfassen, direkt die nächste Reise planen. Vielleicht auch eine in den Norden, zu den Polarlichten, den Fjörden, Schlössern und Burgen? Länder wie Finnland, Island, Namibia, Peru und andere sind Ziele vieler Reiselustiger.
Im selben Maß sehne ich mich nach einem sicheren zu Hause, in das ich nach jeder Reise wiederkehren möchte und kann. Die Sicherheit ein Dach über den Kopf zu haben ist leider nicht für alle Menschen gewährleistet, besonders für die Bewohner*innen mancher der oben genannten Reiseziele nicht. Und das wird von den Treibhausgasen der Flugreisen unseres Fernwehs beeinflusst. Die Treibhausgase tragen nämlich zur Erwärmung unseres Planeten bei. Mittlerweile hat es jede*r mitbekommen und jede:r weiß, dass der hohe CO2 Ausstoß negative Folgen auf unseren Heimatplaneten hat. Wenn jeder Flug dazu beiträgt, dass beliebte Urlaubsorte, wie die Seychellen oder die Malediven eines Tages unterzugehen drohen, dann ist der Tourismus Mitverursacher und Opfer des Klimawandels zugleich. Die Menschen auf wiederum beispielsweise umliegenden Inseln vor Peru müssen aufgrund des steigenden Meeresspiegels, der ihre Inseln untergehen lässt, ihr zu Hause verlassen und flüchten. Das steigende Wasser droht nicht nur ihr bis dahin sicheres zu Hause auf der Insel, sondern ihre komplette Herkunft inklusive Kultur, ihrem heimischen Essen und exotischer Tiere zu überschwemmen.
Möchte ich dafür verantwortlich sein, dass Menschen flüchten müssen? Dass ganze Kulturen ihr geliebtes zu Hause verlieren? Ist mir eine Reise nach Lateinamerika für ein paar Photos, die ich womöglich in den sozialen Medien für Likes und somit für mein Ego poste, all das wert? Wir nutzen Reisen, um unser Statussymbol aufrecht zu erhalten sowie unseren Horizont zu erweitern. Wenn um die Welt fliegen jedoch bedeutet dazu beizutragen, dass Menschen ihr zu Hause verlieren, frage ich mich, ob es dann noch was mit Horizonterweiterung zu tun hat? Woher kommt überhaupt diese Reiselust auf bestimmte Orte? Die Politik lässt uns seit Jahrzehnten glauben sie schenke uns Entscheidungs-Freiheit, wenn wir bestimmte Reiseziele wählen. Doch wer wirbt für diese Ziele? Die Politik hat uns genauso lange die verheerenden Auswirkungen der Flugreisen und weiteren Folgen von anderen Systemen verschwiegen und jetzt wirkt all das so plötzlich und erschütternd. Manch einer will oder kann es nicht wahrhaben, andere fühlen sich überfordert mit der Flut an Informationen. Es ist an der Zeit die Unmündigkeit ein weiteres Mal hinter uns zu lassen und nicht nur klimagerechte Projekte zu fordern sondern auch individuell klimaneutral zu handeln.
Viele Hafenstädte sind ebenfalls vom steigenden Meeresspiegel betroffen und kämpfen gegen die Auswirkungen, beispielsweise Florida in den USA oder Venedig in Italien. Die Insel New More Island vor Indien/Bangladesch ist bereits vor 19 Jahren versunken. Ebenso wie weitere und andere folgen werden. Deutschlands Häfen könnte es auch treffen, bisher plagt uns "nur" die Hitze, die in den letzten Sommer-Hitzeperioden schon zu mehreren Toten geführt hat. Was ist nun die Lösung des Ganzen, etwa nie wieder in den Urlaub zu gehen? Wer sich immer noch für das Fliege entscheidet, dem sollten die beschriebenen Faktoren zumindest bewusst sein. Denn ein klimaneutrales Fliegen existiert in dieser Form nicht. Eine Möglichkeit, die jede*r in Betracht ziehen sollte, ist das bei der Flugreise entstandene Kohlenstoffdioxid (CO2) mit einem Geldbeitrag zu kompensieren. Beispielweise bei der Organisation Atmosfair, die die Treibhausgase deiner Reise in deinem Emissionsrechner berechnet. Sie unterstützt viele verschiedene Projekte, wie die Aufforstung. Eine weitere Möglichkeit ist Bäume zu pflanzen, zum Beispiel über die Vereine Treedom oder Prima Klima. Letztendlich ist die beste Lösung nicht zu fliegen, denn neben dem Konsum und der Landwirtschaft ist sie eines der drei größten negativen Einflüsse auf unser Klima.
Doch das bedeutet nicht, dass der Urlaub für immer aus dem Leben gestrichen ist. Auf gar keinen Fall! Nein, nein.
Der beginnt ab jetzt nur nachhaltiger. Denn die Option mit dem Auto, Bus oder Zug zu verreisen existiert schon weitaus länger. Meine bisherige Erkenntnis beim Slow Travel ist, dass das Fliegen gar nicht so praktikabel ist wie gedacht. Und mein Horizont wird durch die ursprüngliche Reiseart und die damit verbundenen Erfahrungen nur noch reicher. Überzeug dich selbst und les von meinen Reisen nach Rom und Montenegro davon!
Kreuzfahrtschiffe sind mindestens genauso klimaschädlich wie das Fliegen. Denn sie sind weder an den europäischen Emissionshandel, noch an internationale Abkommen, wie den Klimavertrag von Paris, eingebunden. Sie pusten Unmengen an Schwefeloxide, Stickoxide, Ruß, Feinstauf und Schwermetalle filterlos in die Umwelt. Der bei der Reise entstandene CO2-Ausstoß kann wie beim Flugzeug, auch von Kreuzfahrtschiffen oder auch Auto-, Bus- und Bahnreisen bei einer der Klimaagenturen kompensiert werden.